Abschlussbericht der Exkursion „Ordinary Cities: Städt(l)e in Süddeutschland“ (SoSe 21)
Mit dem Begriff Ordinary Cities fordert die Geographin Jennifer Robinson uns heraus, Städte, ganz egal welche, in ihrer Gewöhnlichkeit neu zu denken. Dies bedeutet unter anderem, sich zunächst für Gewöhnlichkeit zu interessieren, also nicht immer nach den extremen Gegensätzen einer Stadt, dem besonderen Event etc. zu suchen, sondern unhinterfragte urbane Normalitäten und Selbstverständlichkeiten in den Blick zu nehmen. Gemeinsam entschieden wir uns während des Seminars, die Städte Bamberg, Heilbronn, Heidelberg, Freiburg und Offenbach zu besuchen und dort einen kritischen Blick auf Gewöhnlichkeiten in diesen Städten zu werfen. Dies bedeutet u.a. mit kritischen, feministischen und postkolonialen Perspektiven hinter Narrative der Weltkulturerbestadt Bamberg zu blicken, philantropische und nachhaltige Stadtentwicklung in Heilbronn zu hinterfragen, radfahr- und klimapolitische Bürger:innenentscheide in Heidelberg zu untersuchen, Wohnraumfragen u.a. mit Vertreter:innen von Sinti und Roma sowie Mitgliedern des Mietshäusersyndikat in Freiburg zu diskutieren, und der Positionierung von Offenbach am Main als arrival city auf den Grund zu gehen. In allen Städten konnten wir feststellen, wie machtgeladen, komplex und verwoben sich Gewöhnlichkeiten bei genauem Hinschauen, Untersuchen, Nachfragen und Erleben erweisen. Die urbane Normalität gibt es nicht, sie ist konstruiert und Ergebnis politischer, ökonomischer, gesellschaftlicher, historischer, sozialer, vergeschlechtlicher und rassialisierter lokaler und globaler Verhältnisse.
Gewöhnlichkeit als vermeintlich langweilige Perspektive auf Stadt hat sich so im Laufe des Seminars und der Exkursion zu einem spannenden Zugang kritischer Stadtforschung entwickelt. Mit diesem City Guide wollen wir es nun ermöglichen, uns auf gewöhnlichen Spuren durch die Ordinary Cities Bamberg, Heilbronn, Freiburg, Heidelberg und Offenbach zu folgen.